Daniel Schuler

In der Zeit vom 16.08. bis 15.09.2018 machte ich einen Freiwilligendienst an der International School of Musik in Masaka, Uganda.
Zusammen mit zwei weiteren Freiwilligen aus Deutschland Elisa und Nora wohnten wir bei Margaret und Charles Namatovu. Ich wollte dort Bratsche und Klavier unterrichten und einen Chor oder Ensemble leiten, da ich diese Instrumente und Ensembleleitung auch der Musikhochschule KA studiere.
Angefangen dort zu unterrichten habe ich zunächst Geige und leitete den Kinderchor. Geigenschüler deswegen, weil es an der Musikschule keine Bratschen oder Bratschenschüler gab.
Vorkenntnisse am Unterrichten hatte ich vorher kaum, lediglich über meinen Kirchenchor in Karlsruhe Erfahrungen in der Chorleitung. So haben Elisa und ich in den ersten zwei Wochen gemeinsam die Geigenschüler unterrichtet, während Nora die Klavierschüler übernahm.
Da die Musikschule aus nur einem Raum besteht in dem sich alle E-Pianos befinden, haben wir den Geigenunterricht im Freien vor der Musikschule abgehalten. Mit nur 6-7 Geigen haben wir mehr als 10 SchülernInnen unterrichtet, was sehr spannend war und wir uns immer wieder neue kreative Ideen einfallen lassen mussten, weil sich die SchülerInnen bei jeder Übung mit den Instrumenten abwechseln mussten.
Leider war der Stundenplan anfangs nicht wirklich gut strukturriert, weshalb wir nach einer Woche zusammen einen neuen gemacht haben. Von da an wurde es leichter für uns und uns wurde klar, dass strukturiertes Arbeiten dort noch nicht so üblich ist wie bei uns, was es in bestimmten Situationen immer wieder schwer gemacht hat organisiert zusammen zu arbeiten. Aber die gesamte Zeit an der Schule war es richtig schön, mit den Kindern zu arbeiten.
Eine solche Aufmerksamkeit, Neugier und so ein Können-und-wissen-wollen der Kinder habe ich bis dahin noch nicht erlebt. So haben nach dem Geigenunterricht einige Kinder teilweise alleine weiter geübt oder sind auf uns zugegangen, um noch mehr lernen zu können. Das zu erleben war für uns wahnsinnig schön.
Da unsere Geigenschüler alle Anfänger waren, haben wir ihnen erst einmal die Grundlagen beigebracht. Relativ bald konnten wir dann mit ihnen “Alle meine Entchen” und “Bruder Jakob” üben.
Mit dem Chor haben wir den Kanon “Hejo, spann den Wagen an” und “Oh happy Day” in einer modifizierten Fassung von “Sister Act 2” geprobt.
Ab der 2.Woche habe ich dann Noras Klavierschüler übernommen, nachdem sie als erste von uns wieder nach Deutschland zurückgeflogen war. Die Situation beim Klavierunterricht sah so aus, dass die SchülerInnen zu zweit oder zu dritt an den E-Pianos saßen und geübt haben. Da das Niveau bei den Klavierschülern sehr unterschiedlich war, bin ich zu jedem Kind einzeln hingegangen, habe es kurz unterrichtet und bin zu dem nächsten gegangen, bis ich am Ende mit allen fertig war. Gerade die SchülerInnen am Klavier zu Unterrichten hat mir besonders viel Spaß gemacht und gleichzeitig war es aber auch etwas unbefriedigend, da ich den Schülern mehr mitgeben wollte – Es gab zu dieser Zeit ca. 15 KlavierschülerInnen.
Zusätzlich zum getrennten Instrumentalunterricht haben wir auch mit allen zusammen gemeinsam musiziert. Dafür kamen alle SchülerInnen mit ihren Instrumenten in das Schulgebäude und haben im Call-and-Response-Principal musiziert, indem wir ihnen einen Rhythmus vorgespielt haben, den sie dann in den einzelnen Instrumentengruppen nacheinander nachspielen sollten.
Dieser Unterricht hat den Kindern wahrscheinlich am allermeisten Spaß gemacht, jedenfalls wollten sie am Ende der Stunde immer noch weiter spielen.
Wie oben erwähnt, haben wir bei den Namatovus gewohnt, aber wir bekamen auch die Möglichkeit im Waisenhaus von U.V.C.O. zu übernachten, denn viele der Waisenkinder kamen auch in die Musikschule. Und so habe ich eine Nacht lang in einem Waisenhaus bei den Waisenkindern geschlafen, was einfach nur unglaublich war. Die Kinder haben sich wahnsinnig gefreut, haben ohne mich zu fragen mein Bett gemacht, meine Sachen getragen und wollten mir alles von ihnen zeigen. Das beeindruckendste aber war, dass sie trotz ihrer schlimmen Lebensgeschichte und ohne Eltern die nettesten und am zufriedendsten Menschen gewesen waren, die wir dort kennen gelernt haben.
Neben dem Unterrichten haben wir die freien Sonntage für Ausflüge genutzt, um das Land besser kennen zu lernen. Wir sind im Lake Mburo-Nationalpark gewesen und haben eine Safari-Tour gemacht, bei der wir viele Zebras und Nielpferde gesehen haben. Außerdem waren wir auf einer afrikanischen Hochzeit eingeladen, bei der schon der Gottesdsienst drei Stunden dauerte und die anschließende Feier mit richtig vielen Gästen gefeiert wurde. Für mich war es fast surreal, wie viel die Menschen dort für eine Hochzeit ausgaben, wo doch die Menschen sehr wenig Geld haben und einfach leben. Und zur Hochzeitsfeier wurden Flachbildschirmfernseher für die Gäste aufgestellt, ein Kamera-Team filmte mit u. a. einer Drohne die Hochzeit und ein Moderationsteam hat die Gäste durch den Abend geführt. Für den Gottesdienst haben sie extra einen professionellen Chor aus der Hauptstadt kommen lassen.
Am letzten Sonntag vor unserer Abreise fuhren wir noch zum Vikoriasee und von dort weiter mit der Fähre auf die Insel Kalangala, was auch wunderschön war und ich jedem weiterempfehlen kann, weil der Viktoriasee einem nochmal einen ganz anderen Einblick von dem Land vermittelt.

Zum Abschluss unseres Freiwilligendienstes haben wir mit den SchülernInnen in der Musikschule ein Konzert gegeben. Dafür haben wir alle Stücke, die wir in der gesamten Zeit mit den Kindern erarbeitet hatten aufgeführt. Das Konzert war für mich ein runder schöner Abschluss mit vielen Zuhörern, bei dem die Kinder mit viel Freude und Energie dabei waren.
Mich persönlich haben in Uganda am meisten die Kinder beeindruckt, weil sie uns mit so viel Freude und Dankbarkeit begegnet sind. Sie wollten uns immer irgendwie helfen und unsere Sachen tragen oder meine Schuhe binden. Trotz der schönen Erlebnisse und den netten Leuten war es für uns aber immer wieder herausfordernd mit den Menschen dort zusammen zu arbeiten, was denke ich mit der unterschiedlichen Art zu kommunizieren zusammenhängt. Wenn wir beispielsweise zu einer bestimmten Uhrzeit an der Schule sein mussten und wir das am Abend vorher so besprochen hatten, hatten sie es am nächsten Tag meistens wieder vergessen. Grundsätzlich ist das Richtig-verststanden-werden manchmal ein Problem, daher ist es wichtig viel mit den Menschen zu kommunizieren und lieber ein paar mal mehr nachhaken, ob die Botschaft auch richtig angekommen ist. Für mich war es eine großartige Zeit und ich möchte bei Gelegenheit wieder dorthin zurück gehen.