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Carola Alge, Osnabrücker Zeitung
Am 23. Juni 2018 wird der Chor Himbisa Mukama unter Leitung von Joseph Wasswa auf der größten Freiluftbühne Deutschlands, der Waldbühne Ahmsen. Dort tritt der Chor im Rahmen des Belu-Afrika-Festes auf, um so die Völkerverständigung voranzutreiben und die musikalischen und kulturellen Besonderheiten des afrikanischen Kontinents darzustellen.
Es folgt ein Interview mit Joseph Wasswa, dem Dirigenten von Himbisa Mukama und 2. Vorsitzenden von FMK Uganda aus der Neuen Osnabrücker Zeitung von Carola Alge:
Joseph, Sie geben am 23. Juni 2018 beim großen Belu-Afrika-Fest auf der Waldbühne Ahmsen ein Konzert mit dem Chor Himbisa Mukama. Wie wichtig ist Ihnen das?
Es ist für mich eine Ehre, dort ein interkulturelles Konzert, bei dem die Kontinente Afrika und Europa musikalisch vereint werden, geben zu dürfen. Es geht in erster Linie um die Völkerverständigung, aber auch um die Darstellung der musikalischen und kulturellen Besonderheiten des Kontinents Afrika und im Besonderen des Landes Uganda.
Wie kam der Kontakt aus Ahmsen mit Ihnen zustande?
Die Welt ist tatsächlich klein. Die integrative Kraft der Musik macht sie nun noch kleiner. Beim Katholikentag 2014 reiste der in Uganda geborene und in Berlin lebende Kollege von mir, Ssembatya, nach Regensburg in Bayern, um das Himbisa Mukama Konzert des Fördervereins für Musik und Uganda e.V. mit Musik aus seiner Heimat live mitzuerleben. Die Kombination der afrikanischen ethnischen Musik mit der europäischen durch Tanz, Trommeln, Orchesterbegleitung und afrikanischen Melodien unterschiedlicher Sprachen faszinierte ihn sehr. Er konnte zum ersten Mal von Heimatgefühlen in der Fremde sprechen. Seitdem wünscht Ssembatya sich, diese Art von Musik in ganz Deutschland zu verbreiten. Durch seine Tätigkeiten mit Caritas in Kampala/ Uganda traf er sich mit dem Vorsitzenden des in Ahmsen ansässigen Vereins Belu e.V., Bernd Rickermann, in Kampala. Sie sprachen von Möglichkeiten der Kooperation mit Vereinen in Deutschland, die sich für die Weiterentwicklung jünger Menschen und im Besonderen für Kinder in Afrika beschäftigen. Dadurch sprachen die beiden über unsere Tätigkeiten in Bayern.
Durch diese interkulturellen Auftritte und Konzertreisen, die unser Verein bisher auf die Beine gestellt hat, luden uns die Mitglieder des Vereins Belu nach Ahmsen ein, um über die musikalische Gestaltung des Afrikafestes am 23. Juni 2018 zu sprechen. Aufgrund der Einzigartigkeit afrikanischer ethnischen Musik wird der Himbisa Mukama Projektchor aus Regensburg zusammen mit den aus Uganda kommenden tanzenden Kindern den Abschlussteil des Afrikafestes durch ein Konzert gestalten.
Sie sind ständig auch unterwegs, um über Ihre Heimat Uganda zu berichten. Was motiviert Sie immer wieder neu?
Hier geht es darum, dass zum Teil falsch vermittelte Bild über Afrika anders darzustellen. Trotz Armut sind die Menschen glücklich und je nach Gebiet sehr zufrieden mit dem, was sie haben. Es wäre nicht zu verstehen, wenn Menschen in Deutschland trotz der guten wirtschaftlichen Lage jammern müssen. Alles hier ist im Übermaß vorhanden! Das sollen vor allem die Jugendlichen sehr schätzen.
Sie waren unter anderem als Organist in Polen, als Dirigent in Italien, als Komponist in Kenia und Tansania, leben aber in Regenburg. Wie gefällt es Ihnen dort?
Die Studentenstadt Regensburg ist heute deutschlandweit die am besten erhaltene mittelalterliche Großstadt und seit 2006 Unesco-Welterbe. Die kulturellen Angebote machen die Stadt lebenswert. Hier findet man tolle Orgeln in den vielen Kirchen der Stadt. Jeder kennt fast jeden, viele junge Menschen. Viele Musikschulen, in denen Kinder musikalisch gefördert werden. Die Stadt wächst jeden Tag. Zudem waren viele der Vereinsmitglieder 2015 in Uganda. Das Land ist hier bekannt, und für mich ist Regensburg zur zweiten Heimat geworden.
Denken Sie darüber nach, irgendwann wieder ganz in Ihre Heimat zurückzukehren?
Die Definition von Heimat unter anderem durch den Kulturwissenschaftler Hermann Bausinger kann uns zu verschiedensten Bedeutungen führen. Wenn es aber um die Rückkehr in die Heimat, in der ich geboren wurde, geht, dann würde ich sagen ab sofort. Die Aufgabe eines Brückenbauers kann man aber nicht innerhalb kürzester Zeit erledigt werden. Sobald der Bau des Kultur- und Musikzentrums für Kinder in Masaka, Uganda, realisiert wird, würde ich mich freuen, die Erfahrungen, die ich in Deutschland gemacht habe, in meiner Heimat weitergeben zu dürfen. Daher freuen wir uns über jede Art von Unterstützung, um diesem Ziel näher zu kommen.
Sie sind unter anderem Musikethnologe und Kirchenmusiker. Der Anstoß dazu kam während Ihrer Zeit als Kirchenmusiker in Nyendo?
Mein Vater war Kirchenmusiker. Diesen Karriereweg wollte ich schon immer als kleines Kind nachgehen.
Sie sind eins von zehn Kindern. Wurde zu Hause viel musiziert?
Heute nicht mehr so viel wie vor 15 Jahren. Damals hatten wir einen internen Familienwettbewerb. Wer besser getanzt hat, wurde von unseren Eltern belohnt. Eins weiß ich heute noch, dass meine Zwillingsschwester besser getanzt hat als ich. Eine jüngere Schwester, Nakato Norah, studierte Betriebswirtschaftlerin, leitet heute die von uns im September 2016 gegründete IMLS-Kindertanzgruppe, die bei dem Konzert in Ahmsen voraussichtlich dabei sein wird.
Wo sehen Sie Ihre musikalische Zukunft?
Musiker und vor allem Kulturwissenschaftler sollen normalweise für alles offen sein. Menschen ziehen nicht so gern um. Aber wenn irgendwo anders eine neue Herausforderung angeboten wird, startet man gerne in eine neue Zukunft. Nichtsdestotrotz möchte ich mich weiterhin mit Projekten beschäftigen, in denen Kindern vor allem aus Afrika, eine bessere Zukunft geboten wird.
In Ahmsen sind Sie mit Ihrem Chor Himbisa Mukama zu Gast. Was erwartet die Besucher?
Ein Konzert mit der Musik, die rhythmisch-fetzig die Seele anspricht. Einen Vorgeschmack können die Besucher gerne auf Youtube durch das Eingeben von Himbisa Mukama bekommen. Den gibt es auch auf unserer Homepage www.fmk-uganda.org.
Wie waren die ersten Begegnungen in Ahmsen?
Es war erstaunlich, wie organisiert die Mitglieder von Belu waren. Größere Konzerte dieser Art benötigen viel Kraft und eine gewisse Kompetenz. Mitglieder und Freunde vom Belu wissen schon, was auf sie zukommen wird, und sind bereit, alles durchzuziehen. Zusammen mit der Vorsitzenden unseres Vereines (FMK-Uganda) war ich sehr begeistert von der Gastfreundschaft. Wir freuen uns schon jetzt, zusammen mit dem Himbisa Mukama Projekt diesen Menschen wieder begegnen zu dürfen.
Verständnis für andere Kulturen zu wecken ist derzeit wichtiger denn je. Wie erleben Sie die Flüchtlingsdiskussion?
Ein indischer Philosoph meinte, dass die höchste Gabe menschlicher Intelligenz darin liegt, die Dinge anzuschauen, ohne sie zu bewerten. Viele Menschen, die flüchten müssen, können zum Teil nichts dafür. Diese besaßen teils wunderbare Positionen und Berufe in ihrer Heimat. Zum Teil ist Europa schuld, dass diese Menschen flüchten müssen. Eine wirklich lange politische Diskussion, durch die viele auch profitieren.
Hilfe zur Selbsthilfe, das ist unter anderem das Motto der hiesigen Belu-Ugandahilfe. Werden Sie deren Aktionen weiter unterstützen?
Ein wunderbares Motto. Das Gespräch mit Bernd Rickermann beeindruckte mich sehr. Der Verein hat sogar Projekte in meiner Heimatstadt. Deren Aktionen werde ich weiterhin unterstützen und freue mich schon heute auf das gemeinsame Afrikafest mit dem Himbisa-Mukama-Konzert am 23. Juni 2018!